Yin und Yang

Diese beiden Begriffe sind scheinbar klar und unmissverständlich. Bei näherem Hinsehen
merkt man, dass die Grosszahl der westlichen Autoren von Gegensatzpaaren ausgeht.
Yin und Yang sind aber nicht ausschliessende, sondern ergänzende Begriffe!
Das eine ist ohne das andere nicht zu denken.

Wer Yin und Yang begriffen hat, der hat die ganze Medizin begriffen. So heisst es im Klassiker
der inneren Medizin. Diese pauschale Aussage mag zwar überspitzt tönen, doch ist sie im Kern
richtig.

Für die klinische Praxis bilden Yin und Yang einen ersten Raster, der ganz prinzipiell das
Therapiekonzept festlegt. Wir finden diesen Raster wieder in der Diagnostik, wo dann
weiter differenziert wird, ob es sich um eine oberflächliche (akute) oder tiefe (chronische)
Erkrankung, um eine Kältekrankheit (verlangsamter Prozess) oder um eine Hitzekrankheit
(beschleunigter Prozess)
, um einen Fülleprozess (Überbelastung des Systems) oder um einen
Leereprozess (Defizienz) handelt.

Letztlich ergibt sich schon daraus die Therapie der Wahl, denn nicht jede Methode der TCM
vermag jede Störung zu beheben. Leereprozesse sind beispielsweise der Akupunktur nur schwer
zugänglich, während ihre Domäne Füllekrankheiten in jeder Form sind.